Warum träumst du von Verstorbenen? Traumforscher erklärt die 5 häufigsten Arten – eine davon erleben 60% aller Deutschen

Traumdeutung leicht gemacht: Was bedeutet es, wenn du mit Verstorbenen sprichst?

Du wachst auf, das Herz klopft schneller. Gerade eben warst du noch im tiefen Gespräch mit deiner verstorbenen Großmutter oder einem alten Freund. Die Unterhaltung fühlte sich so real an, dass du fast vergessen hast, dass diese Person nicht mehr lebt. Und jetzt fragst du dich: Was bedeutet das eigentlich?

Wenn du dich jemals in dieser Situation wiedergefunden hast, bist du nicht allein. Schätzungen zufolge erleben rund 40 bis 60 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal im Leben solch einen Traum. Aus psychologischer Sicht ist das keine Gruselmär oder esoterische Botschaft, sondern Teil einer normalen emotionalen Verarbeitung.

Warum unser Gehirn nachts mit den Toten spricht

Was passiert im Gehirn, wenn du schläfst? Dr. Michael Schredl, einer der renommiertesten Traumforscher Deutschlands, beschreibt es so: „Unser Gehirn verarbeitet nachts Erinnerungen, Emotionen und ungelöste Konflikte; dabei tauchen häufig Personen auf, die für uns besonders emotional bedeutsam waren.“

In der REM-Phase – dem Abschnitt des Schlafs, in dem Träume besonders lebendig sind – ist das Gehirn besonders aktiv. Der Hippocampus ruft Erinnerungen ab, die Amygdala verarbeitet Gefühle. Der logisch denkende präfrontale Kortex ist weniger aktiv. Das erklärt, warum selbst das Unlogischste im Traum normal wirkt – auch Gespräche mit Verstorbenen.

Die fünf häufigsten Arten von Verstorbenen-Träumen und was sie bedeuten

  • Der Trost-Traum: „Alles wird gut“ – Ein Traum, in dem eine verstorbene Person Mut zuspricht, besonders in stressigen Lebensphasen. Die Figur steht oft für Schutz und Geborgenheit.
  • Der Schuld-Traum: „Hätte ich nur…“ – Du entschuldigst dich oder wirst kritisiert. Diese Träume helfen dir, Schuldgefühle zu verarbeiten.
  • Der Rat-Traum: „Tu das, lass das“ – Die verstorbene Person gibt Ratschläge. Dein Gehirn nutzt diese Figur, um innere Überzeugungen zu präsentieren.
  • Der Alltags-Traum: „Als wäre nichts passiert“ – Ihr redet über Alltägliches. Solche Träume zeigen, dass emotionale Bindungen fortbestehen.
  • Der Abschied-Traum: „Ich muss gehen“ – In späteren Trauerphasen tritt dieser Traum auf und symbolisiert oft ein Loslassen.

Kulturelle Unterschiede: Wie gehen wir mit diesen Träumen um?

Während in vielen Kulturen Träume von Verstorbenen spirituell interpretiert werden, betrachtet man sie in Deutschland meist psychologisch. Dennoch: Eine Studie der Universität Düsseldorf ergab, dass über 40 Prozent der Deutschen solche Träume als bedeutsam empfinden – unabhängig vom Glauben an ein Leben nach dem Tod.

Das zeigt, dass solche Träume tief in unserer emotionalen Welt verwurzelt sind. Sie berühren universelle Themen wie Verlust und Liebe und helfen, damit umzugehen.

Wann Traumgespräche mit Verstorbenen problematisch werden

In den meisten Fällen sind diese Träume harmlos oder sogar hilfreich. Sie können jedoch problematisch sein, wenn:

  • sie regelmäßig zu Schlafstörungen führen
  • sie sich als belastende Albträume über Wochen oder Monate halten
  • du wichtige Entscheidungen komplett von diesen Träumen abhängig machst
  • dein Trauerprozess über Jahre stagniert

Dr. Christine Knaevelsrud, Traumatherapeutin, sagt: „Problematisch wird es, wenn Träume das Leben dominieren und verhindern, dass der betroffene Mensch wieder neu ins Leben findet.“

Wie du mit Verstorbenen-Träumen umgehen kannst

1. Führe ein Traumtagebuch

Schreib auf, was du geträumt hast – am besten direkt nach dem Aufwachen. Das hilft, Details festzuhalten und wiederkehrende Themen zu erkennen, damit du deine Gefühlslage besser verstehst.

2. Stelle dir tiefere Fragen

Vermeide die Frage „Was will mir die verstorbene Person sagen?“ und richte den Blick stattdessen auf dich:

  • Welche Eigenschaften verbinde ich mit dieser Person?
  • Was macht mir aktuell im Leben Sorgen oder Angst?
  • Gibt es Gefühle oder Gedanken, die unbearbeitet geblieben sind?

3. Nutze die Botschaften symbolisch

Träume sind oft Spiegel deiner inneren Weisheit. Wenn ein Rat der verstorbenen Person im Traum dir Orientierung gibt, nimm das ernst – als Ausdruck deiner inneren Stimme.

4. Sprich mit anderen

Auch wenn es ungewöhnlich scheint: Das Teilen solcher Träume kann entlastend sein. Du wirst überrascht sein, wie viele Menschen Ähnliches erlebt haben – und wie befreiend es sein kann, offen darüber zu sprechen.

Was passiert neurologisch in unserem Kopf?

Die moderne Traumforschung liefert Antworten: In Träumen, besonders in der REM-Phase, aktivieren Erinnerungs- und Emotionszentren im Gehirn – der Hippocampus und die Amygdala. Der präfrontale Kortex, zuständig für Logik, ist hingegen wenig aktiv.

Dr. Antonio Zadra beschreibt das Gehirn als kreativen Konstrukteur, der aus Emotionen und Erinnerungen neue Szenen schafft. Die verstorbene Person im Traum ist eine Figur aus Erinnerungen, Sehnsucht und deiner aktuellen Lebenssituation.

Fazit: Träume voller Bedeutung – nicht Magie, sondern Menschsein

Gespräche mit Verstorbenen im Traum sind tiefgreifende Erlebnisse, die unser Innerstes hervorbringt. Sie sind kein Kontakt ins Jenseits, sondern ein Ausdruck deiner emotionalen Realität – ein Hinweis, dass du dich mit wichtigen inneren Themen beschäftigst.

Sie zeigen: Die Verbindung zu geliebten Menschen endet nicht mit dem Tod. Sie lebt weiter – in Erinnerungen, Gefühlen und eben auch in Träumen.

Deine Träume sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind ein Ausdruck von Menschlichkeit, Liebe und innerem Wachstum.

Welche Art von Verstorbenen-Traum hast du erlebt?
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Rat und Führung
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Endgültiger Abschied

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